Wer im schwimmtiefen Wasser allein eine zehnköpfige Gruppe Drei- bis Fünfjähriger unterrichtet, wird sich zwangsläufig um absolut sichere Schwimmhilfen bemühen müssen. Sie sollten von der ersten bis zur letzten Stunde variabel anwendbar sein und dabei den motorischen Lernprozess nicht behindern. Optimale Funktionalität ist gegeben, wenn sie volle Bewegungsfreiheit erlauben und als kaum wahrnehmbares, selbstverständliches Hilfsmittel das Schwimmen lernen unterstützen. Schwimmflügel sind die idealen Begleiter auf dem Weg ins nasse Element. Sie fördern Vertrauen und Sicherheit am und im Wasser. Sie wurden weltweit millionenfach in der familiären Wassergewöhnung eingesetzt. Ebenso schätzt man sie auf allen Kontinenten seit Jahrzehnten als absolut sicheres und dennoch flexibles, leicht zu handhabendes und preisgünstiges »Werkzeug« des modernen Schwimmunterrichts.

Obwohl inzwischen diverse Hersteller von Schwimmflügeln am Markt sind, bieten die original BEMA-Schwimmflügel im Gruppenunterricht immer noch wichtige Vorteile: verschiedene Größen, einen luftleeren, flachen Teil zwischen Arm und Körper (der erst völlige Bewegungsfreiheit garantiert), abgerundete Ecken an den oberen Spitzen (die ansonsten gern in die Augen geraten), Grundmaterial ohne „Weichmacher“ sowie den Elefanten im Logo, was gelegentlich in speziellen pädagogischen Situationen ein Pluspunkt ist.

Warum sind Schwimmflügel eine gute Schwimmhilfe?

Den Körper unterstützen Schwimmflügel genau dort, wo die Hilfe im Wasser lebensnotwendig ist: nahe am Kopf. In China werden die Säuglinge beim traditionellen Babyschwimmen daher mit einer aufblasbaren „Halskrause“ versehen und schwimmen damit senkrecht in durchsichtigen größeren „Papierkörben“ oder Minibadewannen – für mich meist ein recht gruseliger Anblick. Moderne Rettungswesten sind mit einem ähnlich voluminösen Kragen ausgestattet, der den Kopf selbst bei Ohnmacht sicher über Wasser hält. Beim Schwimmen lernen sind derartige Halskrausen jedoch unnötig und vor allem sehr hinderlich. Durch die unterschiedlichen Größen der BEMA-Schwimmflügel ist es möglich, allen Personen die nötige Sicherheit zu gewähren – vom Kleinkind bis zum schweren Erwachsenen. Andererseits erlauben sie in jeder Lage nahezu uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, auch beim späteren Springen, beim Wechsel von der Bauch- zur Rückenlage und selbst bei anfänglichen Tauchversuchen.

Welche Größe sollten die Schwimmflügel haben?

In unserer Schwimmschule arbeiten wir nahezu ausschließlich mit den beiden kleinsten Größen, denn hier gibt es keine hohen Wellen, über die man von größeren Schwimmflügeln getragen werden muss. So schwimmen bei uns alle leichteren, locker und angstfrei erscheinenden Kinder vom ersten Moment an mit den kleinsten Babyflügeln. Zum Glück können sie den Aufdruck »Baby« noch nicht lesen! Größere und schwerere sowie offensichtliche ängstliche Kinder bekommen die nächst größere Ausführung. So kann man sofort in jeder Lage das Gesicht sicher über Wasser halten.

Wie werden Schwimmflügel im Schwimmkurs eingesetzt?

Ungefähr ab der 7. Unterrichtsstunde dürfen die Kinder dann (weil der Lehrer gesagt hat, dass sie bisher ganz toll mitgemacht haben!) mit »dünneren« Schwimmflügeln schwimmen, das heißt, es ist lediglich noch eine der beiden Doppelkammern prall mit Luft gefüllt, die andere nur noch zum Teil. In den nächsten Übungsstunden entbrennt dann meist ein heftiger Wettstreit darüber, wer die dünnsten Schwimmflügel hat, weil jedes Kind, das alle Aufgaben »ein paar Mal supergut, ohne etwas zu vergessen« bewältigt hat, zum Lehrer kommen darf, um sich die Schwimmflügel noch dünner machen zu lassen. Die schlimmste Strafe für sehr seltene »Ober-Dauervergesser« ist, nun wieder mit dicken Schwimmflügeln schwimmen zu müssen, bis der Lehrer gesehen hat, dass doch alles gut klappt. Diese positive Feststellung sollte jedoch vor Stundenende getroffen und das Luftvolumen entsprechend korrigiert werden, damit niemand gefrustet nach Hause geht und womöglich total beleidigt verkündet, nun gar nicht mehr schwimmen zu wollen.

Die Kinder sollten nun auch wissen, dass die an Land herunterrutschenden „ dünnen“ Schwimmflügel im Wasser von ganz allein wieder nach oben rutschen. Versäumt man es, die zuschauenden Eltern ebenfalls darüber zu informieren, drohen Erlebnisse, die nur im ersten Moment amüsant erscheinen: Nachdem vor vielen Jahren eine ebenso geschockte wie zur Lebensrettung ihres Kindes entschlossene Mutter durch Umkleideraum und Dusche hetzte, am Beckenrand sah, dass ihr Kind bereits wieder im Wasser war und ihm deshalb in vollständiger Winterbekleidung hinterher sprang, war dadurch nicht nur das eigene Kind geschockt – in dieser Stunde war mit der ganzen Gruppe nichts Vernünftiges mehr zu machen.

Ebenso müssen die Kinder lernen, dass »kein Schwimmflügel allein im Wasser herumschwimmen darf«. Das bedeutet, man muss nun nicht nur alles richtig machen und über alles nachdenken, sondern nebenbei auch noch auf die Schwimmflügel achten. Meist hat nun gerade gestern der Carsten wieder einmal nicht auf seine Schwimmflügel aufgepasst und daher einen verloren. Anstatt ihn zurückzuholen hat er dann auch noch hinter ihm hergeheult. Ja, nicht einmal auf den Rücken gelegt und ausgeruht hat er sich! Da ist der Lehrer dann ins Wasser gesprungen, hat Carsten festgehalten – weil der nun nicht mehr allein schwimmen durfte – und ihm sogar wieder die ganz dicken Schwimmflügel gegeben! Der Nachsatz: »Ihr seid ja schon große, schlaue Kinder. Ihr wisst ja genau wie man alles richtig macht!?« löst dann nicht nur eifriges Kopfnicken aus, sondern sorgt auch für allerhöchste Konzentration im Wasser. Schließlich möchte niemand dem Carsten nacheifern.

Es empfiehlt sich – nach »Absprache« mit dem Kind – die Schwimmflügel festzuhalten und zu demonstrieren, dass der Lehrer das Kind an den Schwimmflügeln ganz weit aus dem Wasser heraus heben kann, die körperliche Sicherung also erhalten bleibt. Tatsächlich werden die Geräte dann nur noch berührt und die Lehrerhände darauf abgelegt, es erfolgt somit keine wirklich praktische, sondern nur noch eine psychologische Hilfestellung. Hat der Lehrer dann – im richtigen Moment! – das Flügelhalten kurz einmal »vergessen«, stellt man gemeinsam fest, dass es ja doch schon allein geht. Großes Lob! Am besten auch alle anderen darauf aufmerksam machen und die neu erworbene Fähigkeit noch einmal vor allen demonstrieren lassen. Ab sofort darf man jetzt ganz allein – wie ein richtig großes Kind – schwimmen!

Und wenn doch einmal etwas schief geht? Dann reicht meist ein Blick zum Lehrer, der seelenruhig oben steht und per Zeichensprache die nötigen Anweisungen gibt. Wenn es etwas dramatischer wird, muss man eben hinein. Dann wird zuerst gemeinsam die Ursache des Missgeschicks erforscht. Für echte Angstsituationen selbst verantwortlich zu sein, kann das gerade aufkeimende Selbstbewusstsein nachhaltig in Mitleidenschaft ziehen. Darum ist bei mir für nahezu alle kleinen Katastrophen im Wasser »eine Welle, die gerade dort durch die Rinne weggelaufen ist (hab ich genau gesehen!)« verantwortlich. Da sie bereits weg ist, braucht man sich über sie nicht länger zu ereifern, übt noch zwei Minuten mit dem Lehrer weiter, stellt fest, dass nun wirklich alles wieder in Ordnung ist – und hat den Vorfall schon im nächsten Augenblick wieder vergessen!

Zum Schluss sind die Schwimmflügel nur noch luftleere Plastikhüllen, die keinerlei echten Auftrieb erzeugen und eher ernsthaft behindern. Die Arme bewegen sich darin vollkommen frei und werden durch sie überhaupt nicht mehr gestützt. Im Grunde ziehen die Kinder jetzt zwei kleine Treibanker hinterher – wie in einem ersten kleinen Zusatzkrafttraining! Sie müssen also im Vergleich zu ihren bereits ohne Hilfen schwimmenden Altersgenossen deutlich mehr Kraft aufwenden.

So spielen die Schwimmflügel auch jetzt noch eine wichtige Rolle. Für die Kinder, denen das letzte Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten noch fehlt, bilden sie nun eine ideale »Psycho-Stütze«. Diese Kinder mögen sich noch nicht von ihren »Flügeln« trennen – wie sie sich anfangs vielleicht auch noch nicht von den Eltern trennen wollten – , selbst wenn sie genauso gut mit orangefarbigen Briketts am Arm schwimmen könnten. Dennoch gibt es hier nicht selten Diskussionen mit ungeduldigen, besonders ehrgeizigen Eltern. Dabei scheint es oft, als würden sie in den Schwimmflügeln ihrer Kinder eine Art Angriff auf das eigene Ego sehen. Doch es hilft nichts: Hier ist Geduld gefragt! Wer das missachtet, hat gute Chancen, blitzartig zum Bumann des eigenen Kindes zu werden. Verzichten sie auf derartige Erfahrungen! Letztlich landet jeder Schwimmflügel irgendwann in der Ecke.

Andere Kinder wollen liebend gern ohne Flügel schwimmen und könnten das theoretisch auch. Sie dürfen es aber noch nicht, weil beispielsweise das Tauchen – oder eine andere wichtige Aufgabe – noch nicht gut genug klappt. Das heißt, man darf erst ohne Flügel schwimmen, wenn man alle Bedingungen für das Seepferdchenabzeichen sicher »beherrscht«  – und dazu gehört das Tauchen! So erfüllen die Schwimmflügel in unserem Unterricht oftmals eine wichtige psychologische Hilfsfunktion und sind in ihrer motivationsfördernden Wirkung unübertroffen.

Natürlich benötigen Babys zunächst vor allem die helfenden Hände ihrer Eltern. Wenn sie jedoch ihren Kopf sicher und ausdauernd kontrollieren können, ist ein behutsamer, langsam zeitlich ansteigender Einsatz der Schwimmflügel ratsam. Haben sie hier also genug Geduld mit Ihrem Kind.

Welchen Nachteil haben andere Schwimmhilfen?

Andere Schwimmhilfen, die am Körper befestigt werden, erzeugen dort – nahe am Schwerpunkt – oft so viel Auftrieb, dass die Anfänger dadurch mit dem Gesicht zu nahe an das Wasser kommen. So entsteht bei ihnen die durchaus begründete Befürchtung vornüber zu kippen – Po oben und Nase im Wasser – was kein Anfänger mag. Hilflosigkeit und Angst sind die Folge und mit dem ersten Hustenanfall nach dem tatsächlichen Wasserschlucken geht die Freude am Schwimmen lernen oftmals schnell verloren. Nebenher beeinträchtigen diese Hilfen oftmals die Bewegungsfreiheit, sind beim Hinausklettern störend oder verrutschen beim Springen und vielen anderen Sicherheitsübungen.

Nach über drei Jahrzehnten täglicher Erfahrungen im praktischen Unterrichtseinsatz in sämtlichen Altersgruppen lautet meine Empfehlung in puncto Schwimmhilfen voller Überzeugung: »Schwimmflügel sind die beste Hilfe für alle Anfänger!«

In Bezug auf das Unterrichten größerer Gruppen im schwimmtiefen Wasser und ohne Zeitpolster zwischen den Unterrichtseinheiten gibt es da auch nichts zu relativieren. Selbstverständlich kann man mit diversen anderen Hilfsmitteln ebenfalls nahezu jeden Anfänger zum Schwimmen bringen. Im flachen, stehtiefen Wasser, in der Familie, mit einer Kleinstgruppe und ohne Zeitlimit, lässt sich vieles anders gestalten. Dort mögen auch aufblasbare Oberarmschwimmhilfen mit Schaumstoffkern oder koppelbare Schaumstoffscheiben zum Erfolg führen. Ihnen fehlt jedoch die Möglichkeit der schnellen und fein dosierbaren – wenn nötig von den Kindern unbemerkten – Korrektur des Auftriebs.

Dennoch rechnen sie bitte damit, dass ihnen die Verantwortlichen in öffentlichen Bädern und andere Schwimmexperten weismachen wollen, dass Schwimmflügel ungeeignet sind. Meist ist dies Thema bereits geklärt, wenn man nachfragt, wie weitreichend eigenen Erfahrungen mit den Schwimmflügeln sind. Meine nunmehr 50-jährige Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass diejenigen mit der geringsten Erfahrung Schwimmflügel besonders vehement ablehnen.

Uwe Legahn

Sportpädagogischer Leiter, Schwimmschule Delphin